Römisch-katholische
Pfarre Emmaus am Wienerberg
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Wenn wissenschaftliche Überzeugungen zusammenbrechen…
am 22.1.2023
von Caroline Sucec
 

Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater. (Joh 14,12)

Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. (Joh 20,29)

 

Anfang des 20. Jh. war der hochbegabte Chirurg Alexis Carrell (1873-1944) auf dem besten Weg, in Lyon eine glänzende Karriere zu machen. Seinen katholischen Glauben hatte der Skeptiker schon als Student abgelegt. Trotzdem las er begierig alles über Lourdes, nicht zuletzt wohl auch den berühmt gewordenen Roman Emile Zolas, der die Erscheinungen und Wunder von Lourdes so entschieden lächerlich machte. Im Kreis anderer Mediziner diskutierte der junge Carrell dann lebhaft über die scheinbar mysteriösen Ereignisse.

Im Mai 1902 ergab sich für den 28-Jährigen die interessante Möglichkeit, für einen gläubigen Kollegen einzuspringen und als Arzt einen Krankenzug nach Lourdes zu begleiten. Als ihm mitreisende Arztkollegen von ihren Erlebnissen dort berichteten, widersprach Carrell entschieden: „Die Heilungen, von denen Sie mir erzählen, sind fast immer Ergebnisse komplizierter psychischer Prozesse, also die Frucht von Autosuggestion. Es ließe sich nur von einem Wunder sprechen, wenn es sich um die Heilung einer organischen Krankheit handelte, wie etwa ein abgetrenntes Bein, das nachwächst, oder ein Krebs, der verschwindet.“

Nach der ersten Krankenvisite betreute Carrell vier Patienten besonders aufmerksam und sagte: „Wenn einer von ihnen gesund werden würde, stünden wir wirklich vor einem derart überwältigenden Faktum, dass alle meine wissenschaftlichen Überzeugungen zusammenbrechen würden.“

 In sein Reisetagebuch notierte er: „Marie Bailly (1878-1937) ist 20 Jahre alt. Sie kommt aus Bordeaux und hat eine tuberkulöse Bauchfellentzündung im letzten Stadium. Ich weiß nicht, ob sie Lourdes überhaupt lebend erreichen wird oder mir unter den Händen wegstirbt. Wenn diese Unglückliche geheilt werden würde, wäre das tatsächlich ein Wunder! Das aber wird gewiss nicht geschehen!“

Auch die Ärzte, die Marie Bailly mit dieser Pilgerfahrt den letzten Wunsch erfüllt hatten, waren überzeugt, sie werde nicht einmal die halbe Fahrt überleben. Für diesen Fall hatte man sogar einen Sarg dabei, um die Tote gleich nach Bordeaux zurückbringen zu können. Dr. Carrell, der dem immer schwächer werdenden Mädchen mehrmals Morphium injizierte, schrieb weiter: „Maries Bauch ist aufgeschwollen, hart und unter dem Nabel voll Flüssigkeit ... Es wird wohl keinen Tag mehr mit ihr gehen.“

Doch die Schwerkranke erreichte Lourdes und überlebte die Nacht. „Sie ist in Agonie und kann jeden Moment sterben“, stellte Dr. Carrell am 28. Mai, fest. Dennoch erfüllte eine Krankenschwester Maries Wunsch und brachte sie zu den Bädern, wo ihr aufgeblähter Bauch dreimal mit „Lourdeswasser“ benetzt wurde. In der Grotte lag Marie in der ersten Reihe vor der Statue der Immaculata; Dr. Carrell ließ sie keine Sekunde aus den Augen.

Plötzlich wurde der Atem der Sterbenden weniger keuchend, ihre Züge entspannten sich. Unter Carrells fassungslosem Blick senkte sich auf einmal der aufgeschwollene Bauch unter der Wolldecke, und innerhalb weniger Minuten war die Geschwulst völlig verschwunden. Marie stand von der Bahre auf und sagte, zu Carrell gewandt: „Mir geht es gut. Ich bin zwar noch nicht kräftig, aber ich fühle mich geheilt.“ Das Ärztebüro konnte dies nach genauen Untersuchungen nur bestätigen!

Marie Bailly trat sechs Monate später bei den Barmherzigen Schwestern ein und diente dort 35 Jahre lang den Kranken. Für Alexis Carrell aber begann mit ihrer Heilung ein langer Weg zurück zum Glauben. Sein positives schriftliches Zeugnis über Lourdes kostete ihn die Karriere in Lyon. Doch nur zehn Jahre später - er war in die USA emigriert - erhielt er 1912 für seine bahnbrechenden medizinischen Forschungen den Nobelpreis.

Jedes Jahr aber zog es Alexis Carrell im Sommer nach Lourdes …

 

Einen guten Start in die neue Woche wünscht Ihnen/Euch Caroline

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