"Seht, ich habe es immer gesagt, man muss die Menschen froh machen." (hl. Elisabeth (von Thüringen)
Vor kurzem haben wir den Welttag der Armen gefeiert. Laut Papst Franziskus soll das Thema Armut als "Herzensanliegen des Evangeliums" stärker in den Blick rücken und zu einer Glaubenserneuerung in den Kirchengemeinden beitragen. Zur Erläuterung seiner Initiative schrieb er, es könne weder Gerechtigkeit noch sozialen Frieden geben, solange Arme vor den Türen der Christen lägen.
Im Dienst der Menschen
Sr. Dienerinnen vom Kinde Jesu – berichten über ihr Wirken für die „Kleinsten" in unserer Gesellschaft.
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts herrschte in Bosnien und Herzegowina großes Elend. Es gab viele unversorgte Waisenkinder, verlassene alte Menschen und Menschen ohne Brot und Arbeit.
Einer, der die Geschehnisse dieser Zeit und die Lage in dem Land besonders aufmerksam beobachtete und auf diese im Lichte des Evangeliums reagiert hat, war der Erzbischof des Erzbistums Vrhbosna Dr. Josip Stadler. Er gründete Schulen, Waisen- und Armenhäuser und kämpfte für die Würde des Menschen, insbesondere jener "Kleinen" in der Gesellschaft. Aus der menschlichen Perspektive betrachtet, könnte man sagen, dass er allzu mutig und waghalsig an seine Projekte heranging. Jedoch aus der göttlichen Perspektive betrachtet, haben seine Unternehmungen einen tieferen Sinn gehabt; er schöpfte die Kraft für seine Tätigkeit aus seinem starken Vertrauen zu Gott. Deshalb konnte er auch - die in seiner Zeit und in seinem Umfeld – unmöglich scheinende Dinge verwirklichen. Im Jahr 1890 gründete er die "Dienerinnen vom Kinde Jesu-Gemeinschaft“ und stellte diese unter den Schutz des hl. Erzengels Raphael. Er empfahl den Schwestern, sich ihres Namens immer bewusst zu sein und immer daran zu denken, dass sie, indem sie den armen Kindern dienen, dem Kinde Jesu selbst dienen.
Der Zweck dieser Gemeinschaft sowie die Aufgabe jeder einzelnen Schwester besteht darin, nach dem Beispiel Jesu, den verlassenen Kindern, den schwachen Waisen, den vergessenen Alten, Kranken und Armen zu dienen. Die Schwestern führten eigene Waisenhäuser, Schulen, Institute sowie Wirtschaftsbetriebe. Diese Tätigkeiten blühten bis zum Zweiten Weltkrieg. Infolge des kommunistischen Regimes mussten sie dann all das verlassen und wurden aus dem Land vertrieben. Sie kehrten wieder nach Bosnien im Jahr 1969 zurück, als die Gemeinschaft aufgeteilt wurde. Aus ihr entstanden drei Provinzen mit dem Sitz in Sarajevo, Zagreb und Split. Nach dem Verbot der Tätigkeit als Erzieherinnen in den Schulen und Krankenhäusern, übernahm die Gemeinschaft ihre Dienste im Pastoralbereich und in den Missionsgebieten.
Im Jahr 1996 konnten die Schwestern in das nach dem Krieg (1992) erneuerte Haus „Ägypten“ in Sarajevo einziehen, welches früher das Kloster und Heim für verlassene Kinder war und 1949 nationalisiert wurde.
Heute ist es ein Haus indem die Schwestern unversorgte, verlassene und Kinder mit besonderen Bedürfnissen betreuen. Außerdem betreuen die Schwestern alte, schwache und arme Menschen in Altersheimen und in Mission auf Haiti.
Die Gemeinschaft (Provinz Sarajevo) zählt heute 287 Schwestern, zwei Kandidatinnen und drei Novizinnen, die in 20 Orten tätig sind. Übrigens drei Schwestern dieser Provinz sind seit dem 1. Sept. 2014 im Bistum Eisenstadt tätig.
Diese Gemeinschaft beging am 24. Oktober ihren 134. Gründungstag. Sie ist ein lebendiges Werk der Liebe des Dieners Gottes Josip Stadler. Im Laufe der Geschichte, in guten und in schlechten Zeiten, haben die Schwestern ihre Sendung und ihr Charisma gelebt
Credo dieser Gemeinschaft: "Hab' Gott gegenüber das Herz eines Kindes, dem Nächsten gegenüber das Herz einer Mutter und sich selbst gegenüber das Herz eines Richters."
Autorin: Sr. Marina Piljić; Eisenstadt.
(Text gekürzt – Caroline S.)