Die Kirche als Zufluchtsort?
Über Jahre hinweg glaubte Fritz, Gott nicht zu brauchen. Er hielt sich für stark genug, vertraute darauf, alles allein meistern zu können. Wenn er an (s)einer Kirche vorbeikam, sah er auf die Menschen, die eintraten, und dachte: „Was machen die da? Ich kenne sie – besser als ich sind sie nicht."
Eines Tages spürte er einen stechenden Schmerz in seiner Brust – und plötzlich fand er sich im Krankenhaus wieder. Umgeben von fremden Gesichtern vereinte sie alle das Gleiche: Schwäche, Hilflosigkeit, die Sehnsucht nach Heilung. Niemand fragte, wem es besser oder schlechter ging; jeder war da, weil er Hilfe brauchte.
In jener Nacht, als er aus dem Fenster auf die Lichter der Stadt blickte, hallte ein leiser Gedanke in seiner Seele wider: „Wenn die Kranken ins Krankenhaus gehen, warum sollten Sünder vor der Kirche fliehen?“ In diesem Moment verspürte er zum ersten Mal seit Langem den Wunsch – nicht seine Güte zu beweisen, sondern zuzugeben, dass er einen Arzt brauche. Einen, der die Wunden des Herzens heilt, der ihn nicht abweist, sondern annimmt.
Nach seiner Genesung betrat er die Kirche – achtete nicht darauf, wer in den Bänken saß. Jetzt wusste er: Wir alle sind aus demselben Grund hier – unsere Seelen sind auf Heilung angewiesen. Er kniete nieder, faltete die Hände und flüsterte: „Herr, ich bin deiner nicht würdig, doch ich brauche dich. Heile mich, wie auch jene, die ich zuvor verurteilte." Da spürte er, inmitten der Stille: Das Krankenhaus der Seele existiert – und seine Türen standen niemals verschlossen.
Fazit:
Psalm 34,19: „Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind." & Matthäus 9,12: „Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken."
Die Kirche war/ist nie eine Versammlung der Vollkommenen. Sie ist ein Zufluchtsort für Verwundete, eine Herberge für Suchende, ein Raum für Gebrochene.